Ein Engel stellt uns auf die Füße

Ein Engel stellt uns auf die Füße

„Denn er hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen, dass sie dich auf den Händen tragen und du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest.“ (Psalm 91,10-11)

Bei diesem Bibelvers ist mir sofort die Engelwurz in den Sinn gekommen. Botanisch Angelica archangelica aus der Familie der Doldengewächse (Apiaceae). Eine imposante Pflanze die 2-3 Meter groß werden kann und mit einer dicken Pfahlwurzel tief im Boden verwurzelt ist. Bei uns bekannter ist die „kleine“ Schwester, die Wald-Engelwurz (Angelica sylvestris). Ursprünglich kommt die Engelwurz aus den Ländern des hohen Nordens, wie Island, Grönland und Skandinavien.

Bild von OpenClipart-Vectors auf Pixabay

Wie der Name schon vermuten lässt wird vor allem die Wurzel genutzt. Diese wird in der Regel im Frühjahr oder im Herbst geerntet und kann dann getrocknet werden. Im Sommer können auch die Samen, kurz bevor sie abfallen, geerntet werden. Die Hauptinhaltsstoffe sind ätherisches Öl, Bitterstoffe, Gerbstoffe, Stärke, Pektin und Furanocumarine.

Schon im Mittelalter war die Engelwurz eine große Heilpflanze, mit regional ganz verschiedenen Namen wie z.B. Erzengelwurz, Engelbrustwurz, Angelika, Heiligenbitter, Heiliggeistwurz, Theriakwurzel. Sie wurde u.a. in den Klostergärten angebaut und schon damals wussten die Nonnen und Mönche ihre magenstärkende Wirkung zu nutzen. So ist die Engelwurz im Melissengeist der Karmeliterinnen und dem Charteuse-Likör der Kartäusermönche enthalten. Außerdem war sie als Vorbeugungsmittel gegen ansteckende Krankheiten bekannt. Pestärzte kauten sie wohl, wenn sie unterwegs waren.

Heute wird die Engelwurz kaum noch verwendet. In der Volksmedizin ist sie als magenstärkend, menstruationsfördernd, harntreibend, schweißtreibend, blutreinigend, blähungswidrig, auswurffördernd und nervenanregend bekannt. Also eine Pflanze die bei Magen-Darm-Erkrankungen, Blasenentzündungen und Erkältungen zur Anwendung kommen kann.

Ich kann mir vorstellen, ein Grund warum sie nur noch selten in der Natur gesammelt wird, ist ihr Äußeres. Doldenblütler sicher zu unterscheiden bedarf schon einiger Übung. Sie sehen für den Laien doch alle sehr ähnlich aus und da es auch giftige Vertreter gibt muss man sich gut auskennen. Allerdings bekommt man in guten Kräuterläden sowohl die getrocknete Wurzel wie auch getrocknete Samen. Ein anderer Grund kann auch der Inhaltsstoff Furanocumarin sein. Wenn dieser auf die Haut kommt und die betroffene Stelle dann der Sonne ausgesetzt wird, kann es zu mehr oder weniger schweren verbrennungsähnlichen Symptomen wie Hautrötung und Blasenbildung kommen.

Jetzt wenn es draußen wieder kälter und dunkler wird, wird auch wieder mehr geräuchert. Hier können wunderbar getrocknete Wurzeln und Samen verwendet werden. Die Engelwurz wird gern in Schutzräucherungen und zur Reinigung von Räumen mit einer belastenden Geschichte verwendet. Sie ist eine Lichtbringerin und der Rauch bringt dieses Licht in alle Ecken eines Gebäudes. Außerdem kann sie harmonisierend, antidepressiv und das Selbstbewusstsein stärkend wirken. Gerade die Wurzel hilft, uns zu erden und wieder festen Boden unter die Füße zu bekommen.

Bevor der Weihrauch bei uns bekannt wurde, hat man die Engelwurz für Räucherungen in Sterbezimmern genutzt, sie soll den Sterbenden den Abschied erleichtern und den Angehörigen helfen den Verlust zu verarbeiten.

Auch das ätherische Öl und das Angelikawasser können genutzt werden. Sie haben eher einen herben Duft. Gemischt mit ätherischen Ölen kann aus dem Hydrolat ein wunderbares Raumspray werden, das gerade jetzt in der kommenden Erkältungszeit uns schützend zur Seite steht. Das ätherische Öl ist auch als Angst + Kraftöl bekannt. Es kann Angst nehmen und Mut geben, und wie beim Räuchern hilft es uns zu erden und wieder festen Boden unter die Füße zu bekommen.

Lassen Sie sich von diesem Erzengel durch die kommende dunkle Jahreszeit begleiten.

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Quellen

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 „Die Kräuter in meinem Garten“ v. Siegrid Hirsch & Felix Grünberger
Praxis Aromatherapie“ v. Monika Werner / Ruth von Braunschweig
Das große Buch der Pflanzenwässer“ von Susanne Fischer-Rizzi
Heilsames Räuchern mit Wildpflanzen“ von Adolfine Nitschke

Hinweis für Leser: Die in diesem Blog genannten Rezepte und Hinweise dienen der reinen Information. Sie sind keine medizinische Beratung und können nicht den Besuch bei einem Arzt oder Heilpraktiker ersetzen. Das Sammeln von Pflanzen dient nur dem Eigenbedarf und erfordert genaue Kenntnis über die Pflanze, um Verwechslungen mit giftigen Pflanzen zu vermeiden, und deren Einsatzmöglichkeiten. Die Autorin übernimmt keinerlei Haftung für Schäden oder Folgen, die aus dem Gebrauch oder Missbrauch der hier vorgestellten Informationen ergeben.

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