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Kategorie: Pflanze des Monats

Die Dunkelheit vertreiben

Die Dunkelheit vertreiben

Zum Glück haben wir den November hinter uns gelassen. Er ist nicht gerade mein Lieblingsmonat. Hier am Bodensee haben wir häufig Nebel. Abends wird es immer früher dunkel und morgens immer später hell.

Es ist auch der Monat, in dem der Toten gedacht wird. Vielleicht vermehrt an den Tod gedacht wird, den wollen wir aber doch gar nicht in unserem Leben haben. Die Gräber auf den Friedhöfen werden für den Winter vorbereitet und noch einmal frisch mit Erika bepflanzt und viele Kerzen aufgestellt.

Auch in der Natur zieht sich alles zurück. Kaum etwas blüht und wenn, dann nicht besonders auffällig, so wie der Efeu. In den Hausgärten werden die Büsche zurückgeschnitten, die Beete abgedeckt, die Kübelpflanzen dürfen ins Haus und mit der Hoffnung auf neue Farben im nächsten Jahr kommen ein paar Blumenzwiebeln in die noch frostfreie Erde.

Jetzt ist Dezember, eine Zeit, in der man viel im Haus ist, in der man Handarbeiten macht, Spiele spielt oder sich Geschichten erzählt. Früher waren dies oft Geschichten von Geistern und Begebenheiten, die man sich nicht erklären konnte. Im Nebel und der Dämmerung sehen Büsche und Bäume doch wirklich manchmal wie gruselige Wesen aus.

Es ist die Zeit, in der man Kerzen im Haus entzündet. Früher um überhaupt etwas zu sehen und heute um es sich gemütlich zu machen.

Es ist die Zeit der Erkältungskrankheiten. Früher gefürchtet und häufig auch tödlich. Heute zum Glück meist behandelbar und nur etwas lästig.

Was tun, wenn man das Gefühl hat die bösen Geister streifen in der Dunkelheit ums Haus und bringen Krankheiten für Mensch und Tier? Die Menschen früher kannten noch keine Viren und Bakterien. Sie wussten nicht, dass man mit bestimmten Wirkstoffen diese reduzieren oder gar ganz ausrotten kann. Aber Sie haben gewusst, dass manche Kräuter, in Form von Tees, Heilweinen und Tinkturen eingenommen, den Menschen Linderung und Heilung bringen können. Und dass man die „bösen Geister“ durch Räuchern in Stall und Wohngebäude vertreiben oder sogar ganz fernhalten kann. Bekannt ist das Räuchern in manchen, vor allem ländlichen, Gegenden besonders in der Zeit der Rauhnächte. Das sind die Nächte zwischen den Jahren, also je nach Gegend zwischen der Wintersonnwende am 21. Dezember oder dem Weihnachtsfest am 24.12. und dem Dreikönigstag am 06. Januar. Dort werden auch heute noch an bestimmten Tagen und mit bestimmten Kräutern und Harzen Haus und Hof ausgeräuchert. 

Hier ist allerdings nicht das Räuchern von Fleisch oder Fisch gemeint, sondern das Verräuchern von Pflanzenteilen oder Harzen. Früher hatte man im Winter immer ein Stück Kohle aus dem Ofen parat, das man einfach in eine Räucherpfanne legen konnte. Heute wird nicht mehr so viel mit Holz geheizt, so dass wir uns heute fertig gepresste Kohlestücke kaufen müssen. Diese werden in einem Räuchergefäß entzündet und dann lässt man sie gut durchglühen. Darauf werden die getrockneten Pflanzenteile und Harze gestreut und es entsteht Rauch, der dann in alle Winkel des Raumes gefächelt wird. Dank den modernen Rauchmeldern in unseren Wohnungen ist das Räuchern auf Kohle nicht mehr so einfach im Haus. Außerdem mag nicht jeder den intensiven Geruch. Da kann es, wenn man nicht aufpasst, auch mal etwas verbrannt riechen. In diesem Fall verwendet man am besten ein Räucherstövchen. Hier wird das Räuchermaterial auf ein Sieb über ein brennendes Teelicht gelegt. Dabei entsteht in der Regel, je nach verwendetem Material, nur ein feiner Geruch und kaum Rauch. In den letzten Jahren wird wieder vermehrt geräuchert, gerade in der Zeit der Rauhnächte. Es ist eine gute Möglichkeit zur Ruhe zu kommen. Die verschiedenen Düfte der Räuchermaterialien können dabei helfen abzuschalten und einen Blick auf das vergangene Jahr zu werfen. Und sie können uns unterstützen uns auf das neue Jahr vorzubereiten. Nach der Wintersonnwende werden die Tage ganz langsam wieder länger. Das Licht kehrt zurück und die Natur wird an vielen Orten spätestens im Februar so ganz langsam wiedererwachen. Der Kreislauf der Natur beginnt von Neuem.

Wenn Sie nun Interesse am Räuchern bekommen haben sollten sie sich erst einmal genau informieren. Wie immer wenn es um Pflanzen geht gibt es auch Risikofaktoren, die man kennen muss. Es gibt wunderbare Bücher zu diesem Thema.

Ein Engel stellt uns auf die Füße

Ein Engel stellt uns auf die Füße

„Denn er hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen, dass sie dich auf den Händen tragen und du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest.“ (Psalm 91,10-11)

Bei diesem Bibelvers ist mir sofort die Engelwurz in den Sinn gekommen. Botanisch Angelica archangelica aus der Familie der Doldengewächse (Apiaceae). Eine imposante Pflanze die 2-3 Meter groß werden kann und mit einer dicken Pfahlwurzel tief im Boden verwurzelt ist. Bei uns bekannter ist die „kleine“ Schwester, die Wald-Engelwurz (Angelica sylvestris). Ursprünglich kommt die Engelwurz aus den Ländern des hohen Nordens, wie Island, Grönland und Skandinavien.

Bild von OpenClipart-Vectors auf Pixabay

Wie der Name schon vermuten lässt wird vor allem die Wurzel genutzt. Diese wird in der Regel im Frühjahr oder im Herbst geerntet und kann dann getrocknet werden. Im Sommer können auch die Samen, kurz bevor sie abfallen, geerntet werden. Die Hauptinhaltsstoffe sind ätherisches Öl, Bitterstoffe, Gerbstoffe, Stärke, Pektin und Furanocumarine.

Schon im Mittelalter war die Engelwurz eine große Heilpflanze, mit regional ganz verschiedenen Namen wie z.B. Erzengelwurz, Engelbrustwurz, Angelika, Heiligenbitter, Heiliggeistwurz, Theriakwurzel. Sie wurde u.a. in den Klostergärten angebaut und schon damals wussten die Nonnen und Mönche ihre magenstärkende Wirkung zu nutzen. So ist die Engelwurz im Melissengeist der Karmeliterinnen und dem Charteuse-Likör der Kartäusermönche enthalten. Außerdem war sie als Vorbeugungsmittel gegen ansteckende Krankheiten bekannt. Pestärzte kauten sie wohl, wenn sie unterwegs waren.

Heute wird die Engelwurz kaum noch verwendet. In der Volksmedizin ist sie als magenstärkend, menstruationsfördernd, harntreibend, schweißtreibend, blutreinigend, blähungswidrig, auswurffördernd und nervenanregend bekannt. Also eine Pflanze die bei Magen-Darm-Erkrankungen, Blasenentzündungen und Erkältungen zur Anwendung kommen kann.

Ich kann mir vorstellen, ein Grund warum sie nur noch selten in der Natur gesammelt wird, ist ihr Äußeres. Doldenblütler sicher zu unterscheiden bedarf schon einiger Übung. Sie sehen für den Laien doch alle sehr ähnlich aus und da es auch giftige Vertreter gibt muss man sich gut auskennen. Allerdings bekommt man in guten Kräuterläden sowohl die getrocknete Wurzel wie auch getrocknete Samen. Ein anderer Grund kann auch der Inhaltsstoff Furanocumarin sein. Wenn dieser auf die Haut kommt und die betroffene Stelle dann der Sonne ausgesetzt wird, kann es zu mehr oder weniger schweren verbrennungsähnlichen Symptomen wie Hautrötung und Blasenbildung kommen.

Jetzt wenn es draußen wieder kälter und dunkler wird, wird auch wieder mehr geräuchert. Hier können wunderbar getrocknete Wurzeln und Samen verwendet werden. Die Engelwurz wird gern in Schutzräucherungen und zur Reinigung von Räumen mit einer belastenden Geschichte verwendet. Sie ist eine Lichtbringerin und der Rauch bringt dieses Licht in alle Ecken eines Gebäudes. Außerdem kann sie harmonisierend, antidepressiv und das Selbstbewusstsein stärkend wirken. Gerade die Wurzel hilft, uns zu erden und wieder festen Boden unter die Füße zu bekommen.

Bevor der Weihrauch bei uns bekannt wurde, hat man die Engelwurz für Räucherungen in Sterbezimmern genutzt, sie soll den Sterbenden den Abschied erleichtern und den Angehörigen helfen den Verlust zu verarbeiten.

Auch das ätherische Öl und das Angelikawasser können genutzt werden. Sie haben eher einen herben Duft. Gemischt mit ätherischen Ölen kann aus dem Hydrolat ein wunderbares Raumspray werden, das gerade jetzt in der kommenden Erkältungszeit uns schützend zur Seite steht. Das ätherische Öl ist auch als Angst + Kraftöl bekannt. Es kann Angst nehmen und Mut geben, und wie beim Räuchern hilft es uns zu erden und wieder festen Boden unter die Füße zu bekommen.

Lassen Sie sich von diesem Erzengel durch die kommende dunkle Jahreszeit begleiten.

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Quellen

Hier geht’s zum Amazonpartnerlink von:
 „Die Kräuter in meinem Garten“ v. Siegrid Hirsch & Felix Grünberger
Praxis Aromatherapie“ v. Monika Werner / Ruth von Braunschweig
Das große Buch der Pflanzenwässer“ von Susanne Fischer-Rizzi
Heilsames Räuchern mit Wildpflanzen“ von Adolfine Nitschke

Hinweis für Leser: Die in diesem Blog genannten Rezepte und Hinweise dienen der reinen Information. Sie sind keine medizinische Beratung und können nicht den Besuch bei einem Arzt oder Heilpraktiker ersetzen. Das Sammeln von Pflanzen dient nur dem Eigenbedarf und erfordert genaue Kenntnis über die Pflanze, um Verwechslungen mit giftigen Pflanzen zu vermeiden, und deren Einsatzmöglichkeiten. Die Autorin übernimmt keinerlei Haftung für Schäden oder Folgen, die aus dem Gebrauch oder Missbrauch der hier vorgestellten Informationen ergeben.

Ehrfurcht vor der Schöpfung

Ehrfurcht vor der Schöpfung

Denn die ihn fürchten, haben keinen Mangel.

Psalm 34, 10

Nehmen Sie auf Ihrem Spaziergang immer ein Sträußchen Wildkräuter mit und verbessern damit Ihr Essen? Nein? Warum nicht? Vielleicht weil Sie Angst haben eine giftige Pflanze zu sammeln und nach deren Verzehr krank zu werden oder sogar zu sterben. Das kann ich gut verstehen und bis vor ein paar Jahren ging es mir nicht anders. Ich kann gar nicht genau sagen, was mein Interesse für Wild- und Heilkräuter geweckt hat. Aber irgendwann las ich immer mehr Bücher zu diesem Thema. Als Krankenschwester habe ich gelernt, dass es gegen die meisten Krankheiten ein Medikament gibt, das schnell wirkt. Ich habe auch gelernt, dass Medikamente häufig Nebenwirkungen haben. Da ist es doch einfach wunderbar, dass es pflanzliche Mittel gibt, die auch helfen können und in der Regel, bei richtiger Anwendung, keine Nebenwirkungen haben. Ich wollte also mehr zu diesem Thema wissen und das nicht nur aus Büchern, sondern in einer Schulung. Ich habe mich lange umgeschaut und dann für die Ausbildung zur Phytopraktikerin an der Freiburger Heilpflanzenschule entschieden. Dort habe ich ein gutes Grundlagenwissen erhalten, auf dem ich jetzt aufbaue. Mein Wissen wächst langsam und ich schaue in verschiedene Bereiche genauer rein. 

Ich habe unterschiedliche Methoden kennengelernt, mit denen ich die Pflanze oder auch nur ihre Wirkstoffe konservieren kann. Denn im Gegensatz zu chemisch hergestellten Arzneimitteln, die ich jederzeit in der Apotheke erhalte, ist der richtige Zeitpunkt eine (Heil-)pflanze zu ernten und zu nutzen zeitlich begrenzt. Dabei spielen die Jahreszeit, das Wetter und der Entwicklungsstand der Pflanze eine Rolle. Ich ziehe Pflanzen(-teile) in Öl oder Alkohol aus, trockne sie und versuche mich auch ab und zu in der Herstellung eines Hydrolats (Pflanzenwasser). Da bin ich noch der absolute Anfänger und mit meinen Ergebnissen entsprechend noch nicht zufrieden.

Es braucht einfach Zeit, Geduld und Interesse die Welt der Pflanzen kennen zu lernen. Doris Grappendorf beschreibt in ihrem Buch „Bei einer Kräuterfrau in der Lehre“ sehr schön, dass eine Kräuterfrau früher 9 Jahre in die Lehre ging, um in dieser Zeit alles über ihre 9 Pflanzen zu lernen, mit denen Sie dann hauptsächlich gearbeitet hat. Pflanzen, die in ihrer Umgebung wuchsen und nicht aus fernen Ländern gekommen sind. Viele heutige Kräuterfrauen sind weiterhin davon überzeugt, dass in der Gegend, in der man lebt genau das richtige Kraut wächst.

Auch ich nehme nicht auf jedem Spaziergang Pflanzen mit nach Hause und auch ich esse gern Obst, Gemüse und Gewürze aus fernen Ländern oder nutze zum Räuchern Weihrauch und nicht nur Harz von heimischen Nadelbäumen. Und wenn nötig nehme ich auch mal eine Tablette ein. Zum Glück war das in den letzten Jahren nicht nötig. Aber ich (er-)kenne immer mehr Pflanzen am Wegesrand und ich weiß welchen Teil der Pflanze ich nutzen kann. Deshalb ist ein Spaziergang mit mir manchmal etwas mühsam, weil meine Aufmerksamkeit mehr dem Grün am Wegesrand gilt, als meiner Begleitung.

Mit der nötigen Ehrfurcht vor der Schöpfung und einem guten Wissen können wir sehen, dass alles was wir benötigen da ist. Ich möchte mein Wissen immer weiter ausbauen und festigen und es dann auch an andere Menschen weitergeben. Dieser Blog ist ein erster Schritt dahin.

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Quellen:

Hier geht’s zum Amazonpartnerlink von „Bei einer Kräuterfrau in der Lehre“ v. Doris Grappendorf

Hinweis für Leser: Die in diesem Blog genannten Rezepte und Hinweise dienen der reinen Information. Sie sind keine medizinische Beratung und können nicht den Besuch bei einem Arzt oder Heilpraktiker ersetzen. Das Sammeln von Pflanzen dient nur dem Eigenbedarf und erfordert genaue Kenntnis über die Pflanze, um Verwechslungen mit giftigen Pflanzen zu vermeiden, und deren Einsatzmöglichkeiten. Die Autorin übernimmt keinerlei Haftung für Schäden oder Folgen, die aus dem Gebrauch oder Missbrauch der hier vorgestellten Informationen ergeben.

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