Gute Entscheidungen für das Leben und gegen den Druck sich selbst zu schaden.
Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit. (2. Timotheus 1,7)
Das ist die Stelle, die für mich der Inbegriff der Aussage ist, dass wir einen freien Willen haben und dazu fähig sind, ohne Angst zu leben.
Was Kraft und Liebe angeht, so sind sich die Übersetzer einig. Diese Worte finden sich in allen gängigen Übersetzungen.
Was den dritten Begriff angeht, so werden sehr unterschiedliche Worte verwendet: Besonnenheit, Zucht, Selbstbeherrschung, Selbstzucht, self-control (Selbstkontrolle), self-disciplinem(Selbstdisziplin), sound mind (gesunder, vernünftiger, stabiler, weiser, kluger Verstand).
Wir haben die Liebe und Kraft haben wir auch. Liebe für unseren Nächsten und die Kraft die notwendig ist, um unseren Verstand sinnvoll einzusetzen, um gute Entscheidungen zu treffen und nicht jedem Impuls unseres Körpers nachzugeben.
Wie oft ist es schwierig und kaum ohne Hilfe zu schaffen, einem Impuls, einem inneren Druck nicht nachzugeben. Und doch haben wir die Kraft dazu. Wir haben den Willen.
Ich erlebe das oft im Zusammenhang mit sogenannten Programmen. Man kann sich das als Denkgewohnheit vorstellen, die unter Einwirkung von Gewalt wie einprogrammiert wurde in die Denkprozesse eines Opfers ritueller oder anderer Formen organisierter Gewalt.
Das schlimmste dieser Programme ist das Suizidprogramm. Dabei wird eine Person dazu abgerichtet, sich in Abwesenheit der Täter selbst umzubringen. So wollen die Täter einer Strafverfolgung entgehen. Denn wenn die Person sich selbst umbringt, werden die Ermittlungen eingestellt und die eigentlichen Täter gehen straffrei aus. Sie haben vergewaltigt und gefoltert, Drogen und Hypnose und jede für nötig gehaltene Gewalt eingesetzt, um das Opfer so abzurichten, dass es keinen anderen Ausweg sieht, als diesem Programm nachzugeben, vor allem, wenn es erschöpft ist.
Ich bin davon überzeugt, dass ein Teil der Suizide in Deutschland auf das Konto dieser Täter geht.
Aber, ich erlebe es auch, dass Opfer den letzten Schritt nicht gehen, weil sie von jemandem geliebt werden. Nächstenliebe reicht da völlig. Gott gibt ihnen die Kraft, ihren Verstand und ihren Willen einzusetzen und sich immer wieder dafür zu entscheiden Hilfe zu holen und sich immer wieder für das Leben zu entscheiden. Deswegen leben sie noch.
Ein psychologischer Grund, warum das möglich ist, ist in meinen Augen, dass die Täter diesen letzten Schritt nicht trainieren können. Sie können Gedanken einpflanzen und Stress und Angst, aber der letzte Schritt auf die Gleise oder der Sprung bleibt eine Entscheidung des Opfers. Betroffene finden sich auf dem Weg zum Suizid wieder, so wie der oder die Täter es ihnen antrainiert haben. Fast automatisch laufen diese Verhaltensweisen ab. Aber Täter werden während des Trainings dieser Abläufe den letzten Schritt immer verhindern, weil sie sonst daneben stehen würden und entdeckt werden würden.
Das wiederum verhindert, dass dieser letzte Schritt einfach automatisch abläuft, sondern eine Entscheidung bleibt, die jemand dann auch zugunsten des Lebens fällen kann.
Im Grunde stelle ich es mir ähnlich vor wie bei einer Sucht. Nur dass Betroffene das selbstschädigende Verhalten viele Male komplett durchlaufen und somit extrem gut trainiert haben. Wir wissen, je besser etwas trainiert ist, das heißt, je mehr Wiederholungen es gibt, desto automatischer läuft ein Verhalten hab.
Deswegen erleben Betroffene einen Suchtdruck und von ritueller Gewalt betroffene einen Suiziddruck. Den Druck, ein bestimmtes Verhalten gewohnheitsmäßig, also automatisiert auszuführen, obwohl sie es nicht wollen. Je erschöpfter jemand ist oder je mehr Stress jemand hat, desto größer das Risiko, das Verhalten nicht frühzeitig abbrechen zu können und desto gefährlicher.
Aber weil Gott uns liebt wird alles tun, um für Schutz zu sorgen, und wird uns auch immer wieder die Kraft geben, uns für das Leben zu entscheiden.
Gleichzeitig braucht es Menschen, die bereit sind, sich auf diese Probleme immer wieder einzulassen. Auch dafür braucht es Liebe, Kraft und Selbstdisziplin. So einen Weg kann man nur mit Liebe zum Nächsten gehen, er braucht Kraft, weil er lang ist und anstrengend und Selbstdisziplin braucht es, um sich selbst immer an die erste Stelle zu setzen und gut für sich zu sorgen, damit man durchhält.
Ich bete, dass Gott Ihnen diesen Geist der Furchtlosigkeit schenkt, dass Sie seine Liebe durch die Menschen in ihrem Umfeld spüren. Ich bete, dass er Ihnen immer wieder seine übernatürliche Kraft gibt, sich dafür zu entscheiden Hilfe zu holen und am Leben zu bleiben.
Ihre Stefanie Rösch