Vorbild-Lich(t) sein
Mache Dich auf und werde Licht.
(Jesaja 60,1)
Hell, gleißend, sichtbar, Leuchtfeuer, Richtung geben, gesehen werden, Vorbild sein. Das fällt mir ein, wenn ich diesen Vers lese. Gleichzeitig fällt mir ein, wer gesehen wird, wird bewertet, oft auch abgewertet oder angegriffen. Es gibt zu viele Menschen, denen es nicht gut damit geht, dass andere etwas schaffen, wonach sie sich sehnen. Um sich nicht noch schlechter zu fühlen, macht man den anderen schlecht, anstatt selbst zum Licht zu werden.
Licht werden und deswegen gesehen werden ist anstrengend. Es braucht Einsatz. Arbeit. Training. Die Bereitschaft, Schmerz auszuhalten und sich den dunklen Seiten im eigenen Leben zu stellen. Die dunklen Wege im Leben sind oft leichter, schneller, aber sie bringen das Risiko mit sich, ein Leben in Angst zu verbringen und sich den Fängen der Angst auszuliefern.
Ein vorbildliches Leben zu leben, was heißt das schon? Als Christin bedeutet es für mich, ethische Regeln zu haben und mein Bestes zu geben, sie auch einzuhalten. Der Zweifel ist dabei mein ständiger Begleiter.
Auf den Heiligen Geist hören. Was wenn ich ihn überhöre? Oder er nichts sagt? Woher weiß ich, dass es der Heilige Geist ist und nicht meine eigenen Wünsche oder Bedürfnisse? Darf ich Gott bitten, sich zu beweisen, damit ich lerne, den Unterschied zu spüren/hören? So habe ich das jedenfalls gemacht. Erfolgreich. Der Heilige Geist war unüberhörbar und humorvoll – alles in einem.
Mit meinem Nächsten liebevoll umgehen ist auch so eine Regel, aber was, wenn der mich ärgert oder mir sogar schadet? Ist es liebevoll, sich zu wehren? Ist es liebevoll, anderen ihre Fehler aufzuzeigen? Ist es liebevoll Grenzen zu ziehen? Wann ist es liebevoll das zu tun und wann oder wie nicht?
Ehrlich sein. Die Wahrheit sagen. Wie schnell ertappe ich mich bei dem einfacheren Weg der Notlüge? Aber brauche ich sie wirklich? Oder habe ich nur Angst davor, dass jemand meine Entscheidung nicht respektiert oder angreift? Was, wenn ich den anderen mir meiner Wahrheit verletze? Soll ich sie dann trotzdem sagen?
Verantwortung übernehmen. Für mein Land? In meiner Gemeinde, kirchlich oder am Wohnort? In meinen Beziehungen? Wo bin ich verantwortlich? Wo fühle ich mich verantwortlich? Das sind für mich zwei sehr unterschiedliche Kreise. Verantwortlich sein ist der kleinere Kreis. Er liegt innerhalb von verantwortlich fühlen. Ich fühle mich für mehr Dinge, Menschen, Verhaltensweisen von anderen verantwortlich als ich sachlich bin oder sein kann.
Zuverlässig sein. Aber zu welchem Preis? Muss ich meine Versprechen wirklich alle halten oder kommt es darauf an, was ich als Versprechen sehe und was als Erwartung von anderen? Habe ich gesagt, dass ich etwas verspreche? Ab wann ist etwas für mich ein Versprechen und weiß mein Gegenüber das?
So gäbe noch einige Werte, zu denen ich mir Gedanken machen kann. Werte, die ich Vorbild-Lich(t) leben möchte. Gleichzeitig ist klar, dass es immer nur ein Weg sein wird. Der Versuch besser zu werden wird immer mit Scheitern einhergehen. Aber wenn ich weiß, dass punktuelles Versagen zum Weg dazu gehört, dann kann ich immer wieder aufstehen und zu meinem Scheitern stehen. Das nennt man dann authentisch sein. Noch so ein Wert.
Ich wünsche Ihnen gute Gedanken zu Ihren Werten und zu Ihrem
Vorbild-Lich(t)-Sein.
Ihre Stefanie Rösch
Gott liebt und schützt uns: Wir lieben und schützen in der Zuflucht
Mein Gott, meine Zuflucht, mein sicherer Ort. Er ist mein Schild, mein starker Helfer, meine Burg auf unbezwingbarer Höhe. Du, Gott, bewahrst mich vor den Angriffen meiner Feinde.
(2. Sam 22,3)
Wie schön wäre es, das glauben zu können! Ein Gott, bei dem
ich mich zurückziehen kann. Der einen unangreifbaren Ort für mich bereithält.
Ein Gott, der mir Schild ist. Ein Helfer in der Not. Eine Burg, uneinnehmbar
mit einem großartigen Ausblick und Überblick über meine Feinde. Ein Gott, der
mich vor allen Angriffen bewahrt.
Ich wäre unangreifbar und niemals in Gefahr – oder?
Beim genaueren Hinschauen schützt ein Schild nur lebensnotwendige Körperteile. Ein Helfer hilft dann, wenn ich bereits in Not bin, unter Beschuss oder bereits verwundet von der Schlacht. Eine Burg auf unbezwingbarer Höhe mag uneinnehmbar sein, ist aber deswegen noch lange nicht sicher. Eine Belagerung kann mich auch in eine lebensbedrohliche Situation bringen. Vor Angriffen bewahrt werden? Bedeutet immer noch, dass der Angriff erfolgt. Er wird mich aber nicht umbringen oder mir die Seele rauben.
Es bedeutet auch ich kann sehr wohl verwundet werden. Ich werde in Not kommen. Und selbst wenn ich mich sicher wähne, mag ich aus dem Hinterhalt oder ganz offen belagert werden. Ich werde auf jeden Fall Angriffe erleben.
Es geht nicht ohne Kampf und nicht ohne Herausforderung.
König David, der an dieser Stelle Gott anbetet nach erfolgreicher Schlacht, weiß das. Er hat die Schlacht hinter sich und beschreibt Gottes Wirken nach Ende der Schlacht. Dann wenn alles vorbei ist, lobt er Gott für dessen Einsatz und Hilfe.
Ihm ist klar, dass es nur mit Gottes Hilfe möglich ist zu überleben, wenn man angegriffen wird. Aus eigener Kraft wäre es nicht möglich.
Dass es überhaupt Angriffe gibt, das liegt daran, dass Gott uns selbst entscheiden lässt, was wir tun wollen. Wir können Angreifer werden oder aus Liebe handeln. Wir können uns als Angegriffene der Angst ergeben oder mutig und im Vertrauen auf Gottes Schutz reagieren.
Ich erlebe das oft genau so, dass ich erst im Nachhinein begreife, dass Gott mir gerade geholfen hat. Manchmal höre ich seine Warnung oder seinen Hinweis und will es nicht hören, weil es mir lästig oder unbequem erscheint. Und dann beschleicht mich der Eindruck, dass Gott gerade mal wieder über mich lacht, auf eine ganz liebevolle Art, so als wolle er sagen: Stefanie, Du weißt doch, wie es geht oder was der gute Weg ist.
Ich will das nicht immer hören, vor allem, wenn es unangenehm
ist. Mir ist klar, dass das Leben nicht ohne Konflikte und Streit ablaufen kann
und schon gar nicht, mit dem, was wir hier mit der Zuflucht angefangen haben. Im
Grunde mache ich das schon eine Weile – Menschen helfen, der Angst zu entsagen
und sich für ein Leben in Freiheit zu entscheiden. Diese Freiheit ist etwas,
das errungen sein will. Gerade wenn man das Pech hatte, in einer Familie groß
zu werden, in der Missbrauch elterlicher Macht stattgefunden hat. Egal in
welcher Form dieser Missbrauch daher kommt, als Abwertungen oder Fluch, als
Schlag oder Einsperren, als sexueller Missbrauch oder auch religiöser
Missbrauch. Meine Erfahrung ist, dass die Liebe tatsächlich stärker ist als
alle Gewalt, die man einem Menschen antun kann. Meine gottgegebene Liebe ist
stärker.
Ich habe es tatsächlich erlebt, dass Gott mich geschützt hat, indem er mich vor
einer gefährlichen Situation gewarnt hat. Manche würden es als Intuition
bezeichnen, andere nennen es Heiliger Geist. Manche nennen es Zufall, andere
nennen es Vorsehung. Im Nachhinein betrachtet, hat Gott in meinem Leben
unbemerkt von mir, so vieles getan und vorbereitet, dass ich heute hier sitze
und diese Zeilen schreiben und in Gottesdiensten von ihm erzählen darf. Das
will ich tun in der Gewissheit, dass er mich tatsächlich schützt, wenn ich auf
ihn höre. Gott wird mir eine Zuflucht in meiner Einsamkeit sein und mir immer
wieder Menschen über den Weg schicken, die stellvertretend für ihn,
Unterstützung und Liebe in mein Leben bringen.
So wie ich diese Liebe und Hilfe erfahren habe, will ich mit der Zuflucht Hilfe anbieten und meinen Nächsten lieben, was oft genug nur mit Gottes Hilfe möglich ist. Das können wir alle tun. Jeder und jede an dem Platz, an dem er/sie steht. So gut jeder/jede es kann. Gott wird uns die Kraft dazu geben und auch die Ideen für unser Handeln aus Liebe zum Schutz derer, die Schutz bedürfen. Ganz in unsere