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Schlagwort: Gerechtigkeit

Gottes Mühlen mahlen langsam, aber sie mahlen.

Gottes Mühlen mahlen langsam, aber sie mahlen.

An der Stätte des Rechts war gottloses Treiben, und an der Stätte der Gerechtigkeit war Gottlosigkeit. Da sprach ich in meinem Herzen: Gott wird richten den Gerechten und den Gottlosen; denn alles Vorhaben und alles Tun hat seine Zeit.

Prediger 3, 16-17

So kommt es mir manchmal vor, dass es keine Gerechtigkeit gibt. Ich frage ich mich auch manchmal, warum Gott nicht gleich für Gerechtigkeit sorgt. Natürlich ist das eine grandiose Selbstüberschätzung: Was weiß ich schon, was gerecht ist? Aber wenn es nach meinem Gerechtigkeitsempfinden gehen würde, dann gäbe es auf jeden Fall weniger Gewalt – bilde ich mir ein.

Im Grunde ist das Ausdruck meiner Wut gegenüber Tätern, denen es zu leicht gemacht wird.

Unsere Gesetze sind gut. Das Rechtsystem ist gut und wie ein guter Freund sinngemäß sagt: Ich würde nicht in China, Russland oder sonst wo leben wollen, wenn es um das Rechtssystem geht. Die Menschen in unserem Rechtssystem sind menschlich und damit fehlbar.

Aber alles steht und fällt damit, dass wir Bürgerinnen und Bürger dieses System in Anspruch nehmen. Das Rechtssystem kann nicht für Recht sorgen, wenn wir keine Anzeige erstatten. Ich höre immer wieder, wie Menschen in einem Anflug von Größenwahnsinn sagen: „Das wird sowieso eingestellt“ und nicht anzeigen.

Der Größenwahnsinn in solchem Denken liegt in meinen Augen darin, dass wir die Polizei, die Staatsanwaltschaft und im Zweifel auch die Richterschaft ihrer Arbeit berauben. Wir maßen uns an, dass wir es besser wissen anstatt die Profis ihren Job machen zu lassen. Mir ist klar, dass wenn jeder seinen Job macht, noch lange nicht das Ergebnis dabei herauskommt, das wir gerne sehen würden. Ich frage mich nur, was passiert, wenn wir Polizei, Staatsanwaltschaft und Richtern die Arbeit abnehmen, indem wir nicht anzeigen, wenn wir das Gefühl haben, uns sei Unrecht geschehen? Die logische Folge davon ist, dass Straftäter die Erfahrung machen, dass es niemanden interessiert, was sie tun. Ihre Taten haben dann keine negativen Folgen und nur Vorteile, also werden sie es wieder machen.

So einfach ist das.

Die Öffentlichkeit schreit, dass die Kriminalität und Gewalt zunimmt. Aber jeder einzelne spricht eine Einladung an kriminelle Mitbürger aus weiterzumachen, wenn er nicht anzeigt, wo Gesetze gebrochen werden. Eine Anzeige gibt den Menschen im Rechtssystem die Gelegenheit zu prüfen, ob ein Gesetzesbruch vorliegt oder nicht. Wenn diese Menschen zu dem Schluss kommen, dass ein Gesetzesbruch vorliegt, sollte es auch eine für den Gesetzesbrecher negative Konsequenz geben. Das ist leider nicht immer der Fall. Manchmal braucht es viele Anzeigen, bevor es einen Strafbefehl oder eine Verurteilung gibt. Aber wenn niemand anzeigt, wird es nie eine geben.

Wenn wir von jahrelanger Gewalt reden, dann sind unsere Gesetze und das System oft überfordert. Den Paragrafen „Nachstellung“ (§238 StGB), umgangssprachlich als Stalking bezeichnet, gibt es erst seit 2007.

Sexueller Missbrauch (§ 182 StBG) wird als Einzelhandlung gesehen, die man dann zählen kann: Sexueller Missbrauch in xx Fällen. Die systematischen, oft langjährigen Wiederholungen und ihre körperlichen und emotionalen Seiten (Abwertungen, Demütigungen, Schläge, Würgen, Drohungen von Gewalt bis hin zu Morddrohungen gegen wichtige Bezugspersonen) werden in meinen Augen nicht berücksichtigt.

Rituelle Gewalt (Definition) gibt es gar nicht. Hier kann man Einzeltaten zählen: Vergewaltigung (einzeln und gemeinschaftlich begangen) in xxx Fällen, Freiheitsberaubung in xx Fällen, (schwere) Körperverletzung (Schläge, Verabreichen von Drogen und ähnlichem) in xxx von Fällen, Drohungen (gegen Eltern, Therapeuten oder andere wichtige Bezugspersonen, sowie die betroffene Person selbst), Zwangsprostitution in xxx von Fällen, Mordversuche in Einzelfällen.

Und was ist das für eine Straftat, wenn die Täter im Verlauf einer Gewalthandlung eines ihrer Opfer zum Beispiel durch eine Überdosis einer ihrer Drogen töten aber wiederbeleben? Versuchter Totschlag? Misslungener Totschlag? Wird ihnen das Wiederbeleben strafmindernd berücksichtigt, obwohl es sich eigentlich um eine Handlung zur Verdunkelung ihrer Straftaten handelt, weil sie Angst haben, erwischt zu werden, wenn tatsächlich jemand stirbt?

Gottes Mühlen können da nur sehr langsam mahlen. Aber sie mahlen.

Photo by Michal Soukup on Unsplash

Denn dann lese ich von einem Urteil, bei dem eine Richterin einen Ersttäter für eine Vergewaltigung einer schlafenden und alkoholisierten Frau zu vier Jahren Gefängnis verurteilt und dem Täter eine Schuldminderung wegen des Alkoholkonsums im Vorfeld abspricht.

Dann denke ich mir, es gibt doch noch sowas wie Recht und Gerechtigkeit und Gott sorgt dafür, indem er die richtigen Menschen zum richtigen Zeitpunkt an die richtige Stelle bringt.

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