Gott versorgt uns mit allem, was wir brauchen – Oder?

Gott versorgt uns mit allem, was wir brauchen – Oder?

Denn die ihn (ehr-)fürchten, haben keinen Mangel.

Psalm 34, 10

Das hört sich doch gut an, entspricht aber oft nicht meiner Erfahrung. Gott versorgt mich mit allem, was ich brauche. Essen, Trinken, Schutz vor Gefahren, ein Dach über dem Kopf, Wärme, Wertschätzung, Liebe, Beziehung?

Zu Essen und zu trinken habe ich genug. Manchmal sogar zu viel. Ich habe auch ein Dach über dem Kopf und in diesem Sommer habe ich mehr als genug Hitze.

Wertschätzung? Ja, die bekomme ich auch, von vielen Seiten und manchmal kann ich darin auch Gott sehen. Beziehung in Form von Freundschaften habe ich auch und das ist super. Ich fühle mich gestärkt und unterstützt. Ich möchte meine Freundschaften nicht missen. Ich weiß, wie viele Menschen es gibt, die nicht mal Freunde haben. Sie sehnen sich so sehr danach, einfach mal jemanden anrufen zu können, mit dem man über den Tag reden kann, ohne ständig Probleme wälzen zu müssen, obwohl sie selbst genug davon haben. Ich bin versorgt. Andere nicht.

Partnerschaftliche Beziehung ist so eine Sache. Wie schön wäre es, nicht für alles allein verantwortlich zu sein, sondern sich die Aufgaben teilen zu können. Sei es beim Einräumen der Spülmaschine oder bei der Entscheidung, was es zu essen gibt. Ich finde die Freiheit als Single gut, aber die Verantwortung, die damit einhergeht, finde ich oft belastend. Ich kann mich ganz ehrlich nicht gut darauf verlassen, dass Gott schon dafür sorgt, dass ich meine Praxismiete bezahlen kann, meine Wohnmiete, meine (teure) Krankenversicherung und was ich sonst noch zum Leben und zur Absicherung brauche. Von Urlaub und anderen Annehmlichkeiten will ich gar nicht sprechen. Ein Partner, der ebenfalls Geld verdient, an mich glaubt, mich anfeuert und unterstützt, wäre da eine große Entlastung. Aber den gibt es nicht. Und wenn ich dann noch eine Kündigung bekomme, dann fällt es mir sehr schwer, darauf zu vertrauen, dass Gott jetzt schon weiß, wie es weitergeht und alles eingefädelt und geplant hat, ich es nur noch nicht sehen kann.

Finanzielle Sicherheit ist so eine Sache. Auf Versorgung zu trauen eine meiner größten Herausforderungen. Wie mag es da den Menschen gehen, die durch Gewalterfahrungen so krank gemacht wurden, dass sie nicht mal mehr arbeiten gehen können?

Was mir bleibt ist, mich daran zu erinnern, dass ich meine Miete immer pünktlich zahlen konnte. Ich erinnere mich, dass ich immer zu essen und eine Krankenversicherung hatte. Und ich sehe, dass Gott sorgt bei den Menschen um mich herum. Ich sehe seine Versorgung, in der Zusage für einen Studienplatz in einer Stadt, in der Freunde bei der Zimmersuche helfen können. Ich sehe, dass er Klienten versorgt, weil doch irgendwoher noch Geld kommt, wenn es knapp wird. Er gibt Freude am Einkochen und das Obst samt Gläser gleich dazu. Seine Versorgung zeigt sich in der Ermutigung durch einen Internetpost oder die liebevollen Worte einer Freundin. Er versorgt mich, wenn er die Sonne scheinen lässt, weil ich mich für ihn aus dem Fenster gelehnt habe. Er stärkt mir den Rücken, er gibt mir die passenden Worte zur rechten Zeit. Er öffnet mein Herz im richtigen Moment. So oft schreibe ich überzeugt: Gott sorgt.

Und im nächsten Moment ringe ich wieder mit dem Zweifel.

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